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GenCon 2019

Meine erste GenCon liegt hinter mir, und es war super. Als regelmäßige Besucherin der Spielemesse in Essen ist man ja einiges gewöhnt, und ja, die SPIEL hat in etwa die dreifache Zahl an Besuchern, auch wenn sich das anders anfühlte, als ich zwei Stunden in der Schlange rund um das Convention Center stand, um meinen bereits reservierten und bezahlten Badge abzuholen. Die Spiel hat auch mehr Ausstellungsfläche und doppelt so viele Aussteller doch ist es eben eine Messe, keine Con. Während in Essen langsam erste Schritte in Richtung Vorträge und Diskussionspanels unternommen werden, sich aber eigentlich alles auf die Hallen stürzt, ist bei der GenCon die Verkaufsfläche nur das Epizentrum dessen, was sich an den vier Tagen in Indianapolis abspielt. Schon am Gate zum Flug in die Hauptstadt von Indiana trägt die Hälfte der Passagiere Nerdshirts und bunten Haare, und während man auf den Check-In wartet, entspinnen sich die ersten Gespräche über die Pläne fürs Wochenende, werden Würfelbeutel verglichen oder Geheimtipps aus dem Con-Programm ausgetauscht. Beim Frühstück im sehr zu empfehlenden Patachou-Café in der Nähe des Convention Centers hat jeder einen Badge um den Hals, bei manchen ist das Band dicht an dicht mit Pins gespickt, andere haben eine besondere Tasche dafür gebastelt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite rollt ein Jedi mit Lichtschwert auf einem Elektroroller vorbei, auf dieser Straßenseite folgt mein Blick einer Wonder Woman, die gerade meinen Tisch passiert.
Die GenCon ist ein Fest der Gamerscene, vier Tage in denen die Nerds und Geeks ihr Hobby feiern, aber auch sich selbst. Rund um das Convention Center sind mehrere andere Veranstaltungsorte angeschlossen, hunderte Workshops, Vorträge, Wettbewerbe und Shows füllen das Programmheft.
In einer Flucht von Räumen in der Mitte des Centers läuft durchgehend ein Versteigerung, ganze Ballsäle sind gefüllt mit Tischen für Spielrunden, eigens für ein System. In einem der Gänge bauen Leute aus alten Magic-Karten eine Stadt auf, und ein Ballonkünstler knotet über Stunden hinweg einen Drachen zusammen.

Bei der GenCon bedarf es einem Plan. Für jede Veranstaltung im Program braucht man eigentlich ein Ticket, das am besten vorab gebucht wird. Kostet das Ticket allerdings nichts, kontrolliert auch in den wenigsten Fällen jemand. Von einer Freundin hatte ich den Tipp zur Nerdlesque Burlesque zu gehen, eine Abendshow von Nerds für Nerds, mit strippenden Zombies und World-of-Warcraft-Tauren. Und ich kann diesen Tipp nur weiterreichen, denn der Abend war wirklich toll.
Ansonsten hielten sich meine Programmpunkte in Grenzen. Ich habe die Verleihung der Ennie-Awards (quasi des Rollenspiel-Oscars) besucht und habe „The Kings Dilemma“ probegespielt. Für den Rest der Zeit hatte ich mir ein ausgefeiltes Program an Vorträgen zusammengestellt, von denen ich nicht einen gehört habe, denn letztlich gab es jede Menge in der Ausstellerhalle zu gucken und jede Menge leckeres Essen bei der Blockparty vor dem Center, einer Galerie an Foodtrucks, die über den Tag hinweg auch wechselten.
Zu all den spannenden Spielen, die ich in der Ausstellerhalle gesehen habe, komme ich im nächsten Beitrag. Hier nur noch ein paar optische Eindrücke:

Ich würde sofort wieder die GenCon besuchen, wäre der Flug nicht so teuer. Doch eins ist auch schnell deutlich geworden bei den Gesprächen mit anderen Besuchern: während wir deutschen Rollen- und Brettspieler die GenCon als eine Art Mekka sehen, und der Besuch einer Pilgerschaft des Nerdtums gleicht, hegen amerikanische Nerds den innigen Wunsch einmal in ihrem Leben die Spielemesse in Essen zu besuchen. Auch hier ist das Gras auf der anderen Seite des Zauns (oder des Teichs) einfach grüner. Und die wahrhaft glücklichen sind die, die beide Veranstaltungen besuchen können.

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